Seltene Affären

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Barbara Rieder; Lebensbeichte eines Mannes. Von der Kunst, ein Doppelleben zu führen und niemandem damit wehzutun - auch nicht sich selbst. (DR) Thommie Bayer erzählt von den Zwillingsbrüdern Peter und Paul, deren Liebe und Verbundenheit den Angelpunkt für die Entwicklungen in dieser Geschichte darstellen. Peter lernen wir näher kennen, Paul nur am Rande. Ersterer arbeitet während der Woche in Frankreich, führt dort mit Freunden ein gutgehendes Restaurant - am Wochenende kehrt er zurück in seine deutsche Wohnung, um zu schreiben. Er, der sein schriftstellerisches Talent im Gegensatz zu Paul nicht zum Beruf gemacht hat, schreibt Texte für seinen Bruder und unterstützt ihn somit. Und das obwohl Paul die Frau geheiratet hat, die beide Brüder gleichermaßen verehrt hatten. Ist es Selbstlosigkeit, schlechtes Gewissen, das ihn antreibt, oder einfach Bruderliebe? Wer weiß. Peter wird als sympathische Figur mit Hang zum Genuss gezeichnet, er ist einer, der Freude an schönen Dingen, an gutem Essen hat. Seine Affären sind flüchtig - nur in "seltenen" Fällen, wie im Buchtitel angedeutet, sind Herz und Hirn so richtig mit dabei. Wie zum Beispiel bei Anne, seiner Schwägerin. Der Verzicht auf sie ist in diesem Roman der Grundakkord in Moll - eine heitere Klangfarbe bringt eine Putzfrau in Peters Doppelleben, die, obwohl nie wirklich anwesend, die Staubschicht auf seinem Leben gehörig aufwirbelt. Bayer, selbst Jahrgang 1953, zeichnet die Lebensgeschichte eines Brüderpaars von der Kindheit bis ins reifere Männeralter auf sympathische Weise. Lesenswerte Männerträume. Klare Empfehlung.